Die Renovierung
Millimeterarbeit
Die Ausganglage: Alexandra Dell’Agnolo tritt in die Fußstapfen ihrer Mutter und all der anderen weiblichen Vorfahren, die das Haus erfolgreich geführt haben. Seit Jahren betreibt sie den Tarscher Wirt, als sich etwas regt in ihr. Gemeinsam mit Schwester Sylvia, Architektin und anerkannter Expertin für die Renovierung historischer Gebäude, entsteht der Plan, dem Haus neues Leben einzuhauchen. Eine Tradition verlangt ihr Recht.
Die Herausforderungen (einige davon): Wie bekommt man es warm im ganzen Haus? Wie baut man moderne Badezimmer ein? Wie restauriert man ein Deckenfresko? Wer richtet die Böden und Fenster neu auf? Aufgaben für Spezialisten, oft kleine, sehr handwerklich arbeitende Betriebe.
Schauen wir etwas genauer hin:
Das Deckenfresko: Bei der Freilegung der historistischen Malerei wurde so vorgegangen: Abnahme der späteren Anstriche mit kleinen Spachteln, Kerbschnittmessern, Skalpell und Glasfaserstift und Nachreinigung der freigelegten Fläche mit Radierschwämmen.
Die Wände: Die historistischen Tapetenmalereien waren in sehr schlechtem Zustand, großteils übermalt. Die Arbeit erfolgte als Reparatur und Retusche bzw. lasierende Kalktünche im Saal und weitestgehende Rekonstruktion in den umliegenden Räumen.
Die Böden: Wo es möglich war, haben wir die alten Holzbretter herausgenommen, gereinigt und geschliffen, sonst nichts, und dann auf einem neu eingefügten Unterboden wieder aufgelegt. Das Ergebnis: Der Boden „schreit“ (knarzt) nicht mehr, Lärm ist gedämmt und das Raumgefühl natürlich.
Die Bäder: Alle Bäder wurden neu eingebaut. Schlicht und geradlinig, in neutralen Farben, schaffen sie einen spannenden Gegensatz zum historischen Gemäuer.
Die Möbel: Im Lauf der Generationen sammelten die Wirtinnen wunderbare Möbelstücke. Heute sind das wertvolle, gut gearbeitete Stücke, die wir neu aufgerichtet und wieder funktionstüchtig gemacht haben. Da und dort – vor allem bei den Betten und bei manchen Schränken – gibt es neue Möbel, Entwürfe von Sylvia Dell’Agnolo.
Kurz und gut: Der Riese trägt viel Geschichte in sich. Mit großem Respekt vor dem gelebten Leben in diesem Haus wurde es bei der Renovierung ins 21. Jahrhundert geholt. Sensibel und mit einer tiefen Bindung zu diesem Ort wird historisch Gewachsenes und neu Entworfenes miteinander verbunden. Und Harmonie entsteht.